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Verhütung - aber wie?

Die Vermeidung unerwünschter Schwangerschaft stellt in der fruchtbaren Lebensphase einer Frau einen der Hauptgründe zur Konsultation ihres Frauenarztes dar.
Die Vielzahl möglicher Methoden, ihre unterschiedliche Zuverlässigkeit, mögliche Nebenwirkungen (erwünschte und unerwünschte), eventuelle Spätfolgen und die Kosten müssen individuell abgewogen werden. Dazu ist die Selbstbestimmung der Frau über ihre Empfängnisfähigkeit ein Thema, das von vielen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Aspekten beeinflusst und oft in unsachlicher Weise verzerrt wird. Ängste der verhütenden Frau, durch "Chemie" oder andere unnatürliche Faktoren "fremdbestimmt" oder geschädigt zu werden, müssen ebenso ernstgenommen werden wie die Tatsache, dass die Natur nur die Fruchtbarkeit als Prinzip "erfunden" hat – eine 100%ige Verhütung mit "natürlichen Methoden" dagegen der Natur "zuwiderlaufen" muss und deshalb nicht garantiert werden kann. Neben dem gewünschten Maß an Zuverlässigkeit, der beabsichtigten Dauer und körperlichen Voraussetzungen werden auch persönliche Vorlieben bzw. Abneigungen sowie das Sexualverhalten der betroffenen Frau bei der Entscheidung für eine bestimmte Form der Empfängnisverhütung zu berücksichtigen sein.
Nachfolgend werden die diversen Möglichkeiten mit ihrer Funktionsweise, Zuverlässigkeit, sowie Vor – und Nachteilen beschrieben. Diese sachlichen Informationen sollen Ihnen helfen, gut informiert auf das Gespräch mit Ihrem Frauenarzt vorbereitet zu sein.
Offene Fragen können selbstverständlich im persönlichen Gespräch geklärt werden.


Die verschiedenen Möglichkeiten

  • Natürliche Methoden

Den Samenerguss durch vorzeitige Beendigung des Verkehrs zu vermeiden (sog. "Rückzieher") ist eine ebenso alte wie hoffnungslos schlechte Methode und kann in keinster Weise empfohlen werden. Hängt die Zuverlässigkeit des Verfahrens doch gerade von dem Partner ab, der die Folgen eines evtl. Versagens nicht "auszubaden" hat!

Zudem sind nachteilige Auswirkungen auf die sexuelle Harmonie dabei zwangsläufig zu erwarten.

Im Zyklus einer Frau treten zahlreiche Symptome auf, die zur Selbstbeobachtung geeignet sind und Aufschluss über die fruchtbaren Tage geben können.

Im Einzelnen sind das die Menstruation, die Körpertemperatur vor dem Aufstehen, die Schleimbildung am Muttermund und die Veränderungen der Speichelbeschaffenheit.

Durch die Messung des Eisprung-auslösenden Hormons im Urin mit einem mobilen Gerät (Persona®) kann sogar der Anstieg dieses Hormons unmittelbar vor dem Eisprung erfasst werden.

Anhand der Erfassung einzelner oder mehrere dieser Phänomene mittels Menstruationskalender, Basaltemperaturkurve, Speichel- oder Muttermundschleim-Testung oder Urin-Analyse wird der Zeitpunkt des Eisprunges festgelegt. Wegen der mehrtägigen Lebensdauer fruchtbarer Spermien im Körper der Frau ist bereits einige Tage zuvor ungeschützter Sexualverkehr "gefährlich", nur bei regelmässigem Zyklus kann aus vorhergehenden Zyklen auf den derzeitigen geschlossen werden!

Auch dann bleibt das Restrisiko bestehen, dass ausgerechnet in diesem Monat der Zyklus anders als sonst verläuft, die "Warnung" zu spät kommt und eine ungewollte Empfängnis eintritt. Zahlreiche Störfaktoren (Infekte, Schlafmangel, Zeitverschiebung bei Reisen etc.) können die Zuverlässigkeit der ermittelten Daten verringern.

Auch ist erhebliche Disziplin und Genauigkeit bei der Erfassung der Signale Ihres Körpers unerlässlich.

Bedenken Sie auch, dass die Natur dafür gesorgt hat, dass Sie gerade während der "empfänglichen Tage" besonders viel "Lust dazu" haben – die Gefahr zu kennen heißt jedoch nicht, ihr in jedem Fall auszuweichen!

Dem Vorteil, in keinster Weise in die Natur einzugreifen, steht der Nachteil nur beschränkter Zuverlässigkeit entgegen.
Die Kosten sind minimal.

Nur eine Frau, für die eine ungeplante Schwangerschaft keine Katastrophe darstellt - deren Verhütungswunsch also "relativ" ist - sollte eine solche Methode anwenden.

  • Die Pille

Seit ihrer Entwicklung in den Sechziger Jahren hat sie wie kein anderes Verhütungsmittel zuvor die Empfängnisregelung der Frau revolutioniert.

Stehen in anderen Teilen der Welt Verfügbarkeit oder gesetzliche Verbote der Anwendung der Pille im Wege, so sind es hierzulande mehr gesundheitliche Sorgen, die betroffene Frauen von der Anwendung der "Pille" abhalten.

Auch existieren – ungeachtet der weitverbreiteten "Aufklärung" unserer Gesellschaft – teilweise abenteuerliche Meinungen zur Wirkungsweise dieses Verhütungsmittels.

Daher einige Worte zur Funktionsweise: Zu Beginn des weiblichen Zyklus, also mit einsetzender Menstruation, werden jeden Monat viele hundert Eizellen (die seit der Geburt der Frau "auf Vorrat gehalten" werden) durch ein Hormon der Hirnanhangsdrüse (FSH) aktiviert und beginnen einen Reifungswettlauf.

Nur der biologisch beste dieser Follikel (Eibläschen) erreicht die zum Eisprung erforderliche Größe - alle anderen sterben ab und stehen dann nicht mehr zur Verfügung.

Dieser Leitfollikel produziert zunehmend Östrogen, welches im Blut rasch ansteigt, die Gebärmutterschleimhaut dicker und aufnahmefähiger macht und den Muttermundschleim dünnflüssiger und somit für die Spermien des Mannes durchgängig werden läßt.

Bei Erreichen eines bestimmten Östrogen-Blutspiegels löst die Hirnanhangsdrüse über ein weiteres Hormon (LH) den Eisprung des ca. 2 cm grossen Follikels aus, die winzige Eizelle wird dann im Eileiter aufgenommen und dort ggf. vom dorthin gelangten Spermium befruchtet.

Nach ca. 7 Tagen erreicht die sich nun bereits teilende Eizelle die Gebärmutterhöhle, deren Schleimhaut mittlerweile von Millionen kleinster Blutgefäße durchzogen ist und das keimende Leben mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen kann.

Dazu hat sich der gesprungene Follikel in der Zwischenzeit in den Gelbkörper umgewandelt und neben dem Östrogen auch das notwendige Gelbkörperhormon (Progesteron) gebildet.

Nach Einpflanzung (Nidation) in die Gebärmutterschleimhaut beginnt die sich weiter rasch teilende Frucht mit der Produktion des Schwangerschaftshormons (HCG), welches die Fortdauer des Gelbkörpers bewirkt und somit das Ausbleiben der Menstruation.

Geschieht das nicht, stirbt der Gelbkörper nach ca. 14 Tagen ab, dem Körper wird die hormonelle Unterstützung entzogen, die Schleimhaut wird abgeblutet - der Zyklus beginnt von neuem.

Die "Pille" greift in diesen Zyklus ein, indem sie der Frau täglich eine kleine Menge eines künstlichen Gelbkörperhormones (ein sog. Gestagen) zuführt.

Dadurch wird dem Körper der Frau vorgegaukelt, der Eisprung sei schon geschehen (keinesfalls eine Schwangerschaft, wie oft fälschlich behauptet).

Folglich finden keine Follikelreifungen mehr statt, der Eisprung bleibt aus. (1. Effekt der "Pille")

Außerdem führt die gleichzeitige Gabe eines künstlichen Östrogens (also nicht erst Östrogen, dann Progesteron – wie im natürlichen Zyklus) zum Aufbau einer nur sehr dünnen Schleimhaut in der Gebärmutterhöhle – eine Einpflanzung der Eizelle wäre selbst nach erfolgter Befruchtung unmöglich! (2. Effekt der "Pille")

Auch die Verflüssigung des Muttermundschleims beim Eisprung, der erst das Eindringen der Spermien ermöglicht, bleibt aus - die Gebärmutter bleibt "abgedichtet" !

Gleichzeitig wird auch das Aufsteigen von Krankheitserregern durch den Gebärmutterhalskanal in die oberen Geschlechtsorgane (Gebärmutterhöhle und Eileiter) erheblich behindert (3. Effekt der "Pille").

Sind die natürlichen Zyklen von Frau zu Frau unterschiedlich lang, so führt die Pille zwangsläufig zu einem exakt 28 Tage langen Zyklus, da sie ihn diktiert (Blutung in der "Pillenpause").

Ausserdem wird de Blutung deutlich schwächer und schmerzärmer als bei den meisten natürlichen Zyklen. Zusätzlich kann über die Auswahl des Präparates fettige Haut (Akne) und Haarausfall behandelt werden, ggf. auch eine Menstruation (bei Urlaub, Prüfung, Feier etc.) hinausgschoben werden ("erwünschte" Nebenwirkungen).

Bei Frauen mit bestimmten Hormonstörungen kann die Unterdrückung des eigenen krankhaften Zyklus durch die Pille sogar die Erhaltung der Fruchtbarkeit für später bedeuten (durch Schutz der Eierstöcke vor zunehmender Zystenbildung).

Bei Endometriose (Bildung von Blutcysten im Unterleib infolge gestreuter Gebärmutterschleimhautzellen) kann die Pille erneute Krankheitsschübe und somit Operationen und Unfruchtbarkeit vermeiden.

Die Pille muss (bis auf die "Pillenpause") täglich genommen werden, Verspätungen bis zu 12 Stunden sind allerdings kein Problem.

Die Höhe der Östrogendosis in einer Pille beeinflusst die Zuverlässigkeit der Blutung (d.h. mehr Östrogen = weniger Zwischenblutungen), die ohnehin große Sicherheit der Verhütung wird dadurch nicht verändert.

Da auch die unerwünschten Nebenwirkungen (Migräne, Brustspannen, Wassereinlagerung, Gewichtsveränderung, Libidoveränderung) von der Dosis des Östrogens und der Art und Dosis des Gestagens abhängen, muss für jede Frau die "Richtige" unter den zahllosen auf dem Markt befindlichen Pillen gefunden werden – ein Kompromiss aus so wenig wie möglich und soviel wie nötig.

Auch die im Zyklus wechselnde Dosierung der Pille (Einphasen-, Zweiphasen-, Dreiphasen-, Zweistufen und Dreistufen-Präparate) muss individuell gewählt werden, ändert aber nichts am oben beschriebenen Wirkprinzip.

Nur wenige Gesundheitsstörungen verbieten die Einnahme der Pille (sind also "Kontraindikationen"), darunter erbliche Störungen der Blutgerinnung (Thromboseneigung), eine Brustkrebserkrankung der Frau, seltene Lebertumoren etc.

Die Kombination von Rauchen und Pille erhöht das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall, besonders bei Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren (Alter über 40 Jahre, Hochdruck, Übergewicht) - allerdings ist eine Raucherin ohne Pille um ein Vielfaches gefährdeter als eine nichtrauchende Pillenkonsumentin!

Zusammengefasst stellt die Pille ein extrem sicheres Verhütungsmittel dar, viele der Nebenwirkungen können im Einzelfall sehr erwünscht und dem Wohlbefinden förderlich sein - unangenehme Nebeneffekte oft durch Wechsel des Präparates abgestellt werden.

Junge Frauen unter 22 Jahren und solche, bei denen mit der Pille eine Krankheit behandelt werden soll, erhalten die Pille zu Lasten der Krankenkassen verordnet.

  • Die Pille danach

Ist es an einem vermutlich empfängsbereiten Tag zu ungeschütztem Verkehr gekommen oder ein "Malheur" mit einem Kondom passiert, kann binnen 48 Stunden noch die "Pille danach" gegeben werden.

Dieses Medikament enthält die gleichen Wirkstoffe wie eine Anti-Baby-Pille, jedoch ca. 10 mal soviel wie in einer hochdosierten "Pille".

Entsprechend heftiger sind die Nebenwirkungen, auch muss deshalb immer zunächst mit dem Arzt geklärt werden, ob Kontraindikationen vorliegen und die Einnahme wirklich nötig ist.

Je früher die Einnahme der "Pille danach" (4 Tabletten innerhalb 12 Stunden) erfolgt, desto sicherer wird der Eitransport im Eileiter und die Einpflanzung in der Gebärmutter gestört.

Blutungsstörungen sind jedoch meist zu erwarten, neben den häufigen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit gute Gründe, diese Verhütungsmethode nur im Notfall anzuwenden!

Die Kosten sind gering (ähnlich einer Monatspackung der "normalen Pille")

  • Die Mini-Pille

Oft durch die verwirrende Ähnlichkeit des Begriffes der "Mikropille" (= normale Pille mit sehr geringen Östrogengehalt) mit dieser verwechselt, stellt die Minipille ein völlig anderes Prinzip dar:

Durch die ausschließliche tägliche (d.h. pausenlose) Gabe eines künstlichen Gelbkörperhormons ohne jedes Östrogen wird der Eitransport im Eileiter beschleunigt und die Einplanzung der befruchteten Eizelle durch niedrig gehaltene Gebärmutterschleimhaut verhindert.

Dagegen ist die Verhinderung des Eisprungs fraglich!

Aus der permantenen Gelbkörperhormon-Wirkung auf die Gebärmutterschleimhaut resultiert die Häufigkeit von Zwischenblutungen und unregelmäßigen Menstruationen bei Anwendung dieser Präparate.

Auch muss die Einnahme mit erheblicher Pünktlichkeit erfolgen (ca. innerhalb 3 Stunden der gewohnten Zeit)!

Demgegenüber fallen Östrogen-bedingte Nebenwirkungen (Migräne, Brustspannen, Wassereinlagerung) weg.

Der heilsame Effekt bei Hormonstörungen (Cysten der Eierstöcke, Akne, Haarausfall) ist wesentlich geringer als bei der "normalen Pille", bei Endometriose wirkt auch die Minipille einem erneuten Krankheitsschub entgegen.

Die Zuverlässigkeit der Verhütung steht und fällt mit der pünktlichen Einnahme, im Idealfall ist sie der einer "normalen Pille" vergleichbar, also sehr hoch.

Die Kosten sind denen der "Pille" vergleichbar.

  • Die 3-Monats-Spritze

Durch eine hohe Dosis eines künstlichen Gelbkörperhormons wird die Schleimhaut der Gebärmutter massiv beeinflusst. Es kommt häufig zu Zwischenblutungen, die zusätzliche Injektionen des Präparates erforderlich machen können; mittelfristig bleibt die Blutung meist völlig aus.

Da keinerlei Östrogen gegeben wird, entfallen auch hier dessen unerwünschte Nebenwirkungen und Kontraindikationen, allerdings sind mögliche Nebeneffekte des Gelbkörperhormons (Akne, Haarausfall und langsame stetige Gewichtszunahme) zu bedenken.

Die betroffene Frau braucht sich 3 Monate lang nicht um die Einnahme eines Präparate zu kümmern, bei extrem schmerzhaften Menstruationen oder Endometriose ist das völlige Ausbleiben von Blutungen oft ausdrücklich gewünscht.

Die Zuverlässigkeit der Verhütung ist extrem hoch.

Die Kosten sind denen der "normalen Pille" vergleichbar.

Da die Regelblutung auch nach Absetzen des Präparates bis zu 2 Jahre lang ausbleiben kann, ist diese Methode für Frauen mit absehbarem Kinderwunsch ungeeignet!


  • Die Kufper-Spirale

Schon vor Tausenden von Jahren war den Völkern Mesopotamiens bekannt, dass in die Gebärmutter eingeführte kleine Fremdkörper bei Nutztieren (wie z. B. Kamelen) eine unerwünschte Empfängnis (z.B. auf beschwerlichen Karawanen) vermeiden können.

Heute wissen wir, dass dieser Effekt auf dem beschleunigten Eitransport durch die Eileiter beruht.

Statt der in der Antike verwendeten Kieselsteinchen finden heute speziell gefertigte Intrauterinpessare aus Gewebe-verträglichem Kunststoff Verwendung, wobei eine zusätzliche Ummantelung mit Kupfer eine Spermien abtötende Atmosphäre und somit eine gesteigerte Zuverlässigkeit schafft.

Im Laufe der Jahrzehnte sind immer bessere Formen solcher "Spiralen" (die längst nicht mehr die Form einer Spirale haben) gefunden worden, die früher gefürchtete Ausstossung durch die Gebärmutter nur noch höchst selten geworden.

Besonders Frauen, die bereits Kinder geboren haben, tolerieren diesen "Fremdkörper" besser.

Der hormonelle Zyklus der Frau bleibt unbeeinflusst, allerdings werden vorhandene Hormonstörungen auch nicht positiv beeinflusst (im Gegensatz zur "Pille").

Blutungen werden allenfalls stärker und schmerzhafter erlebt als ohne Spirale (Ausnahme: Hormonspirale), die Gefahr eines raschen Aufstiegs einer geschlechtlichen Infektion in die oberen Geschlechtsorgane ist gegenüber der Pille erhöht (nicht die Gefahr der Ansteckung selbst, denn diese erfolgt durch den Partner!).

Im Falle einer solchen aufsteigenden Infektion können bleibende Schäden an den Eileitern eine lebenslängliche Unfruchbarkeit resultieren!

Übersteigerte Thromboseneigung, Rauchen, Hochdruck und Übergewicht, Lebertumoren oder Brustkrebs stellen keine Kontraindikationen dar.

Dagegen sind angeborene Anomalien der Gebärmutter (Doppelung etc.) meist zwingende Kontraindikationen.
Die Zuverlässigkeit der Verhütung kommt der der "Pille" gleich.

Zusammengefasst wird die "Spirale" gerade dann eine brauchbare Alternative, wenn die Pille zunehmende Gefahren mit sich bringt: Bei der reiferen, rauchenden bzw. hochdruckkranken und übergewichtigen Frau, deren Infektionsrisiko durch eine stabile Partnerschaft gering ist, die evtl. bereits Kinder geboren und wahrscheinlich keinen späteren Kinderwunsch mehr hat.

Auch Frauen, bei denen von der Einnahme der Pille wegen Kontraindikationen (Thromboseneigung Migräne etc.) ärztlich abgeraten werden muss, finden hier ggf. eine annehmbare sichere Alternative.

  • Die Hormon-Spirale

Nachdem bereits mehr als 10 Jahre lang vergleichbare Spiralen in Skandinavien verwendet wurden, ist seit Ende der 90er Jahre auch in Deutschland eine Spirale erhältlich, die neben dem üblichen Spiraleneffekt auf Eitransport und Spermienbeweglichkeit durch kontinuierliche Hormonabgabe an die Gebärmutterschleimhaut wirkt.

Dadurch werden die Monatsblutungen sehr schnell schwächer, in den meisten Fällen bleiben sie nach wenigen Monaten völlig aus.

Der Hormonzyklus der Frau bleibt unverändert, auch die Eisprünge bleiben erhalten.

Die Verflüssigung des Muttermundschleims während des Eisprungs entfällt, wie bei der Pille wirkt dies hemmend auf mögliche aufsteigende Infektionen.

Allerdings treten in den ersten Monaten oft Zwischenblutungen auf, die Geduld erfordern, bis schließlich die Menstruation ganz ausbleibt.

Die Hormonspirale wirkt zuverlässig (wie "Pille" oder Kupferspirale), allerdings über 8 Jahre!

Unmittelbar nach Entfernung der Hormonspirale treten wieder die gewohnten Menstruationen ein, eine dauerhafte Schädigung der Fruchtbarkeit existiert nicht.

Besonders Frauen, die bisher wegen der stärkeren Blutungen von der Anwendung der Spirale Abstand nehmen mussten, werden in der Hormonspirale eine brauchbare Alternative finden.

  • Das Hormon-Implantat

Auch bei diesem erst seit Juni 2000 in Deutschland verfügbarem Kunststoff-Stäbchen, das unter die Haut an der Innenseite des Oberarms eingesetzt wird, bewirkt die dauerhafte Gabe eines Gelbkörperhormones über eine Beeinträchtigung von Gebärmutterschleimhautwachstum und Muttermundschleim eine sichere Verhütung.

Allerdings kommt hier noch die Unterdrückung des Eisprungs als zusätzliche Sicherheit dazu.

Der Östrogenspiegel der Frau bleibt trotzdem hoch genug, um Hormonmangelsymptome oder gar Osteoporose zu vermeiden.

Die Nebenwirkungen bestehen in anfänglichen Blutungsstörungen, auch hier bleibt die Blutung nach einigen Monaten meist völlig aus.

Auch andere Gelbkörperhormon-Effekte wie Akne und geringer Haarausfall sind nicht ausgeschlossen.

Anomalien der Gebärmutter stellen im Gegensatz zur Spirale keine Kontraindikation dar, eine Lageveränderung mit Verlust der Wirkung ist ausgeschlossen.

Die Einlage erfolgt mit einem speziellen konstruierten "Obturator" in lokaler Betäubung, bei der Entfernung muß das Implantat nach Anlegen eines kleinen Hautschnitts durch den Arzt unter der Haut hervorgeholt werden.

Das Implantat wirkt maximal 3 Jahre lang.

Die Zuverlässigkeit der Verhütung ist gemäß weltweiten Studien 100%ig.

  • Der Hormonring

Hier werden - wie bei der "Pille" - Östrogen und Gelbkörperhormon an die Blutbahn abgegeben. Der Wirkungsmechanismus ist dann auch mit dem der Pille identisch (siehe dort).

Der Unterschied besteht darin, dass die Wirkstoffaufnahme über die Scheidenhaut erfolgt und nicht über den Verdauungstrakt.

Dadurch kann mit noch niedrigerer Dosis gearbeitet werden, die Belastung der Leber durch die zugeführten Hormone ist noch geringer als mit der Pille und auch für Frauen mit chronischen Durchfallerkrankungen ist diese Methode anwendbar.

Hinsichtlich der Kontraindikationen und möglichen Nebenwirkungen gibt es keinen deutlich Unterschied zur "Pille".

Da der Ring 3 Wochen ununterbrochen in der Scheide getragen werden kann (er wird beim Verkehr angeblich nicht gespürt, kann aber auch bis zu 3 Stunden pro Tag herausgenommen werden), entfällt das tägliche "daran denken".

Letztlich kann hierbei auch keine "verräterische" Pillenpackung in der Handtasche gefunden werden oder bei Wochenendreisen daheim vergessen werden.

Leider ist der Ring als neue patentiertgeschützte Methode (seit 2003 auf dem deutschen Markt) auch deutlich teurer als die "Pille".


Mechanische Verhütungsmittel

Nicht zuletzt wegen der Gefahr sexuell übertragener Erkrankungen (z.B. AIDS) bieten mechanische Verhütungsmittel neben der Verhinderung einer Empfängnis erheblichen zusätzlichen Nutzen.

Dieser unbestreitbare Vorteil darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie hinsichtlich der Empfängnisverhütung erheblich unsicherer sind.

Wer also verhüten und sich gleichzeitig vor Ansteckung schützen will, tut besser daran, neben einem Kondom noch ein sicheres Verhütungsmittel zu verwenden!

Kondome

Als Schutz vor Ansteckung unschlagbar, die "trennende Schicht" zwischen "Ihr" und "Ihm" vermeidet kleinste Verletzungen der Haut unserer Geschlechtsorgane und somit das Eindringen der Erreger von Hepatitis, AIDS etc.

Jedoch bedarf es zwar vieler 1000 AIDS-Viren zur Ansteckung, dagegen nur eines Spermiums zur Empfängnis!

Ausserdem ändert ein kleines Loch im Kondom (durch Produktionsmängel, fehlerhaften Gebrauch etc.) noch nicht viel an der Schutzwirkung vor Ansteckung, aber Gewaltiges an der Empfängnisverhütung.

Kurzum, eine extrem sichere Methode zur Empfängsnisverhütung kann das Kondom nicht sein, bei nur sehr seltener Gelegenheit "zusammen zu sein" oder nur "relativem" Verhütungswunsch dagegen eine gute Alternative.

Die immer häufigeren Latexallergien können mit verfügbaren, aber sehr teuren Latex-freien Kondomen umgangen werden.

Kosten je nach Produkt und Häufigkeit der Verwendung.

Diaphragma

Eine Latexscheibe, die den oberen Teil der Scheide incl. Muttermund zwischen Schambein und hinterem Scheidengewölbe wie eine Trennwand abdichtet. Die Größe muss stimmen, also vom Arzt angepasst werden. Nur bei korrekter Einlage durch die Patientin vor dem Verkehr und zusätzlicher Verwendung einer Spermien-abtötenden Creme wird eine dem Kondom ähnliche Zuverlässigkeit erreicht.

Spätestens alle 2 Jahre muss ein neues Diaphragma gekauft werden, da zunehmende Brüchigkeit des Materials drohen.

Die Creme stört leicht das Vaginalmillieu empfindlicher Frauen; die Notwendigkeit, das Diaphragma mehrere Stunden nach dem Verkehr in der Scheide zu lassen (bis alle Spermien sicher abgetötet sind) tut ein Übriges.

Dafür hat "Sie" es in der Hand, das mechanische Verhütungsmittel einzusetzen.

Das Diaphragma ist nicht annähernd so sicher wie z.B. Pille oder Spirale.

Da die untere Scheide ohne "Schutz" bleibt, ist es dem Kondom als Infektionsschutz trotz dickeren Materials deutlich unterlegen!

Kosten etwas geringer als bei der Pille.

Sterilisation

Endgültige Zerstörung der Fruchtbarkeit bei der Frau erfolgt durch Unterbrechung bzw. teilweise Entfernung der Eileiter.

Wiederherstellende Operationen sind zwar grundsätzlich möglich, aber sehr aufwendig und teuer – dazu nur selten erfolgreich und jedenfalls mit erhöhtem Risiko einer späteren Eileiterschwangerschaft behaftet.

Wie jede endgültige Entscheidung sollte auch die zur Sterilisation sehr sorgfältig abgewogen werden – eine Änderung der Lebensumstände, Trennung vom Partner oder der Tod von Partner bzw. Kindern kann einen vorher ausgeschlossen erscheinenden Kinderwunsch wieder Wirklichkeit werden lassen – zumal die moderne Medizin die sichere Begleitung der Schwangerschaft auch Frauen in den späten Dreissigern bzw. frühen Vierzigern ermöglicht!

Der erforderliche operative Eingriff besteht in einer Bauchspiegelung in Vollnarkose, die Risiken sind recht gering (aber nicht "Null"), der dauerhafte Erfolg bei sachgerechter Ausführung äußerst sicher.

Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist nur bei medizinisch gebotener Sterilisation unstrittig, anderenfalls lehnen die ausführenden Spezialisten die Durchführung zum Kassen-Honorar oft als wirtschaftlich nicht tragbar ab.

Eine Sterilisation des Mannes ist ungleich gefahrloser, in örtlicher Betäubung durchführbar und gleichermassen sicher. Jedoch muss auch hier – neben den unberechtigten Ängsten hinsichtlich resultierender Impotenz – die wahrscheinliche Endgültigkeit der Unfruchtbarkeit bedacht werden – zumal ein Mann bis ins Greisenalter zeugungsfähig bleiben würde!